Hormontherapie 
Prostatakrebszellen brauchen Hormone (genauer: Androgene), um wachsen zu können. Das hauptsächliche Androgen des Mannes ist das Testosteron. 
Eine Hormontherapie blockiert die Bildung von körpereigenem Testosteron oder unterbindet dessen Wirkung.
Eine Hormontherapie kann das Tumorwachstum verlangsamen oder den Tumor eine Zeit lang verkleinern, ihn aber nicht endgültig beseitigen.
Gerne wird eine Hormontherapie auch zur Verkleinerung der Prostata eingesetzt. Auch in Verbindung mit einer Strahlenbehandlung wird eine Hormontherapie gerne eingesetzt, ebenso bei Rezidiven nach Radikaloperation.

Am häufigsten kommt sie heutzutage im metastasierten Stadium zum Einsatz, in Ergänzung zu lokalen Therapieverfahren, bevor eine Chemotherapie nötig wird.

Die Formen einer Hormontherapie sind:

  • Eine beidseitige Orchiektomie bezeichnet die Entfernung beider Hoden, in den der größte Testosteronanteil im Körper gebildet wird.
  • LHRH Agonisten sind Medikamente, die die Testosteornbildung in den Hoden unterdrücken. Sie werden entweder intramuskulär oder subkutan injiziert und haben eine Wirkdauer von 1,3,4,6 oder 12 Monaten. Medikamente aus dieser Gruppe sind z.B.  Zoladex , Eligard und Trenantone.
  • LHRH Antagonisten sind ebenfalls Medikamente, die die Testosteornbildung im Hoden unterdrücken. Sie werden monatlich subkutan gespritzt. Ein typischer Vertreter ist Degarelix (Firmagon)..
  • Antiandrogene sind Medikamente, welche die Hormonrezeptoren der Krebszellen blockieren, sodaß das Testosteron keine Wirkung entfalten kann. Der Testosteronspiegel  sinkt dadurch nicht. Typische Medikamente aus dieser Gruppe sind u.a. Bicalutamid, Flutamid und Enzalutamid (Xtandi). 
  • Östrogene stoppen die Testosteronbildung in den Nebennieren und anderen Geweben.  Sie werden derzeit im deutschsprachigen Raum nur zurückhaltend eingesetzt.
  • Kortikosteroide (Kortison) unterdrückt die Bildung von Testosteron in den Nebennieren und anderen Geweben. Typische Präparate sind Hydrocortison, Prednison und Dexamethason.
  • Androgensyntheseinhibitoren sind Medikamente, welche die Androgenbildung an verschiedenen Stellen blockieren. Beliebt ist derzeit Arbirateron Acetat (Zytiga) welches besser verträglich und wirksamer ist als andere Präparate und in den Nebennieren und anderen Geweben die Bildung von Testosteron verhindert.

Der Begriff "Hormontherapie" kann irreführend sein, da ver für viele unterschiedliche Substanzgruppen genutzt wird. In der Literatur wird meist der Überbegriff "Androgensuppression" oder "Androgen Supression Therapy", kurz "ADT", verwendet.

Die "leichteste" Form einer Hormontherapie ist das Bicalutin (Bicalutamid). Da der Testosteronspiegel nicht gesenkt wird, bleiben die typischen Testosteronmangelbeschwerden meist aus. 
Manchmal werden Antiandrogene auch mit LHRH Agonisten kombiniert oder in Verbindung mit mit einer Orchiektomie eingesetzt,  dies wird auch als kombinierte Androgenblockade bezeichnet. Dies kann zu einer besseren Wirkung, aber auch zu verstärkten Nebenreaktionen führen.

Werden Substanzen wie Finasterid oder Dutasterid mit einer kombinierten Androgenblockade kombiniert, spricht man von einer Triple-Androgen-Blockade. Die Vorteile werden meist von einer schlechteren Verträglichkeit überkompensiert.

Alle Formen der Hormontherapie können auch schubweise („intermittierend“) angewandt werden. Dies führt zu geringeren Nebenwirkungen, kann aber auch eine langfristig schlechtere Ansprache auf die Therapie zur Folge haben. Werden die Intervalle bis zu einem erneuten relevanten PSA-Anstieg beispielsweise immer kürzer, sollte diese Form der Hormontherapie beendet werden.

Nebenwirkungen einer Hormontherapie 
Der Entzug bzw. die Unterdrückung der Testosteronwirkung kann vielfältige Nebenwirkungen haben, die nicht immer auf den ersten Blick als solche erkennbar sind. Viele Faktoren und auch die Vorerkrankungen eines Patienten spielen eine Rolle. Einfluss haben z.B. das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und die Dauer der Behandlung.

Bicalutin führt z. B. zu einem schmerzhaften Brustwachstum, dafür zu wenig sonstigen Beschwerden. Generell kann das sexuelle Verlangen und die Erektionsfähigkeit eingeschränkt werden. Patienten mit einer Neigung zu Thrombosen haben ein erhöhtes Risiko, erneute Thrombosen zu entwickeln. Eine über mehrere Jahre durchgeführte Hormontherapie kann den Gefäßstatus verschlechtern, so dass vermehrt Gefäßverschlüsse, etwa am Herzen, auftreten können.

Ein Diabetes mellitus kann durch eine Hormontherapie verstärkt werden. Auch eine Gewichtszunahme ist häufig, da der Körper weniger Kalorien verbraucht, der Patient aber oft ein verstärktes Hungergefühl hat.
Weitere Nebenwirkungen sind Osteoporose, Knochenfrakturen, Verlust von Muskelmasse und Herzerkrankungen. Auch Stimmungsschwankungen bis zur Depression, Hitzewallungen und Müdigkeit (Fatigue-Syndrom) kommen vor.
Auch der natürliche Alterungsprozess kann sich durch eine Hormontherapie beschleunigen.



Share by: