Heilende Wärme -  
Formen der Hyperthermie  

Die Behandlung von Erkrankungen durch Anwendung von Wärme ist eines der ältesten Therapieverfahren überhaupt. In Bezug auf Krebserkrankungen unterschiedet man die Verfahren der Hyperthermie
  • in Verfahren, welche direkt durch die Wärmeanwendung den Krebs zerstören sollen (thermoablative Verfahren) und
  • in Verfahren, welche die Durchblutung und verschiedene Stoffwechselprozesse anregen sollen, um so die Wirkung anderer Verfahren (Strahlentherapie, Chemotherapie) zu verstärken.
A. Thermoablative Verfahren 
Für die Thermoablation (Abtötung von Gewebe durch Hitze) braucht es eine Temperatur  oberhalb von 42 Grad Celsius, weil ab 42 Grad Celsius das menschliche Eiweiss gerinnt und das Gewebe zerstört wird.

Die HIFU (Hoch intensiv fokussierter Ultraschall) ist beispielsweise so ein Verfahren. Hier wird das Gewebe durch Ultraschallwellen erzeugte Wärme auf ca. 85 Grad erwärmt. Alles von der Hitze erreichte Gewebe stirbt ab. Allenfalls Teile der Prostata (fokale Therapie) können so behandelt werden. Wird der Schliessmuskel oder der Blasenboden mitbehandelt, stirbt auch dieses Gewebe ab.

B. Mikrowellenhyperthermie
Wärme kann auch durch Mikrowellen erzeugt werden. Dies ist vom Mikrowellenherd bekannt, auch medizinisch ist das Prinzip nutzbar. Es werden Temperaturen um die 42 Grad erreicht. Als alleinige Behandlung ist dies beim Prostatakrebs nicht geeignet, allenfalls sind moderate Tumorremissionen bei gleichzeitiger Anwendung einer Chemotherapie oder perkutanen Strahlentherapie zu erwarten.  Metallimplantate wie Clips nach Radikaloperation oder radioaktive Seeds können zu unerwünschten Hitzespots und somit zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Auch die transurethrale kathetergestützte Hyperthermie gehört zu diesen Verfahren. Es wird durch die Harnröhre ein Katheter in die Prostata eingelegt, welcher die Prostata von innen heraus überwärmt. Dies ist beim Prostatakrebs, der in aller Regel in den Aussenbereichen der Prostata wächst, von vornherein nutzlos und kann sogar zu erheblichen Nebenwirkungen wie z.B. Harnröhrenvernarbungen führen. Die Katheterhyperthermie wird fast immer zusammen mit einer einjährigen Hormontherapie durchgeführt. Über den durch die Hormontherapie induzierten PSA-Abfall haben die Patienten das Gefühl, daß der Krebs zurückgeht. 

C. Infrarotgetriggerte Ganzkörperhyperthermie
Als Ganzkörperhyperthermie bezeichnet man ein Verfahren, bei dem nicht nur Teile des Körpers erhitzt werden, sondern der gesamte Körper des Patienten bis auf eine bestimmte Zieltemperatur aufgewärmt wird.
  • Als moderate Ganzkörperhyperthermie gilt dabei ein Temperaturbereich bis ca. 39,5 Grad Celsius. Dies wird seitens des Patienten noch gut toleriert und kann ambulant erfolgen.  Es erfolgt ein kontinuierliches Wärmemonitoring. Es kommt zu einer Steigerung der Durchblutung im gesamten Körper. Dies führt zum einen dazu, daß das Ansprechen der Krebszellen auf eine Brachytherapie, externe Strahlenbehandlung oder Chemotherapie verbessert wird und zum anderen dazu, daß die Strahlen- und Chemotherapie besser vertragen werden, weil auch die normalen Gewebe verstärkt durchblutet werden. Auch eine Fatigue-Symptomatik kann dadurch verbessert werden.
  • Bei der  aggressiven Ganzkörperhyperthermie wird der Patient auf Temperaturen über 40 Grad, bis knapp 42 Grad, erwärmt. Dies ist ausgesprochen anstrengend und mitunter auch schmerzhaft, sodaß diese Therapieform nur noch in Ausnahmefällen und in Allgemeinnarkose durchgeführt wird. 



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